gepostet von Graz am 28.August 2023 in der kategorie Inspiration,Tipps

Warum finden wir uns auf Fotos manchmal fremd?

Unsere Mitarbeiterin Lena studiert Psychologie und beantwortet eine Frage, die wir uns auch schon öfter gestellt haben, aus der Sicht einer (angehenden) Psychologin:

Warum finden wir uns auf Fotos manchmal fremd?

Bei Fotos sind wir selbst unsere strengsten Kritiker*innen. Wieso sieht meine Nase auf dem Familienbild so ungewohnt aus, und meine Lachfalten so umproportional? Bin das wirklich ich?

In der Psychologie spricht man in dem Zusammenhang vom „Mere Exposure Effekt“: Wir mögen das, was wir kennen. Ganz allgemein hat man herausgefunden, dass wir jene Menschen attraktiver und sympathischer finden, denen wir täglich begegnen (sozusagen ausgesetzt sind), also zum Beispiel den Mitstudenten, der zufälligerweise jeden Tag neben mir in der Uni-Bibliothek sitzt. Je öfter wir etwas oder jemanden sehen, desto eher empfinden wir Sympathie.

Wir sehen uns selbst zwar auch täglich, aber viel häufiger im Spiegel als auf Fotos, und selten können wir uns selbst genauso betrachten wie es andere tun. Ob wir uns selbst im Spiegel gefallen oder nicht, ist wieder ein ganz anderes Thema – aber im Grunde sind wir an unser Spiegelbild gewöhnt; wir sehen es im Badezimmer, in der Arbeit, im Schaufenster, im Computerbildschirm, ausweichen ist schwierig.

Nun haben wir seit Ewigkeiten mal wieder ein Foto von uns gemacht, und auf einmal sieht alles ganz anders aus, als das Gesicht, das so zu unserem Alltag gehört. Alle Gesichtszüge – die Muttermale, die Augen, das Nasenpiercing – sind spiegelverkehrt, und da niemand perfekt symmetrisch sein kann, finden wir uns auf dem Bild erstmal ungewohnt. Wenn wir nur selten Fotos von uns machen, kennen wir diese Perspektive einfach nicht; und was wir nicht kennen, braucht erstmal seine Zeit, bis wir es schön finden können.

Vielleicht tun wir uns mit dem Wissen im Hinterkopf ja etwas leichter, unseren Freund*innen oder den PRESS THE BUTTON Mitarbeiter*innen zu glauben, wenn sie uns sagen, wie top das Foto aussieht. 😉 Ja, das bist DU auf dem Bild, und niemand sonst – so wunderbar und einzigartig wie immer. Schön, dass wir uns manchmal doch genauso sehen können, wie uns andere wahrnehmen.