gepostet von PressTheButton am 05.September 2022 in der kategorie Business,Inner Growth

Liebe & Arbeit, echt jetzt?

Ups… die Liebe!? Was hat denn dieses Thema am Arbeitsplatz verloren? Nun, ich finde… ganz viel! Zu allererst möchte ich dich, liebe/r Leser*in dazu einladen, die bereits aufgerissenen Schubladen wieder zu schließen und die Bewertung dieses Themas einfach mal zu suspendieren (=aufzuschieben). Du kannst ja später immer noch entscheiden, wie das alles klingt und ob du mein Denkangebot annimmst, oder nicht.

Denn was ich hier anbiete, tue ich bedingungslos, ich will dafür keine Gegenleistung haben, möchte dich nicht verführen, irgendwas zu kaufen, irgendwas zu glauben oder zu tun. Nicht einmal zum Lesen dieses Textes möchte ich dich bewegen, denn es ist natürlich allein deine Entscheidung. Was ich gebe ist an keinerlei Bedingungen geknüpft.
Tja, und da sind wir auch schon mitten im Thema, denn die Bedingungslosigkeit hat sehr viel mit der Liebe zu tun, aber jetzt der Reihe nach:

Der Speaker und Persönlichkeitstrainer Denys Scharnweber hat irgendwann mal die „Aspekte der Liebe“ benannt; fest verknüpfte Wesensmerkmale der Liebe, jener Kraft, die sich jeder Kategorisierung entzieht und alles Lebendige einschließt:

  • Bedingungslosigkeit
  • Absichtslosigkeit
  • Wahrhaftigkeit
  • Nächstenliebe
  • Demut
  • Freude
  • Hingabe
  • Vergebung

Diese Begriffe haben aus meiner Sicht sehr viel an einem Arbeitsplatz verloren, ganz besonders in den Beziehungen zwischen den Mitarbeiterinnen, Führungskräften und Eigentümern.

Vielleicht klingt es im Unternehmenskontext absurd, aber der einzig wahre Blick auf seine Mitmenschen und Mitarbeiterinnen ist aus meiner Sicht ein bedingungsloser. Damit meine ich, dass meine Unterstützung und mein Wohlwollen an keine Bedingungen geknüpft sind. Und damit hier keine Missverständnisse auftreten: selbstverständlich verlange ich die Erbringung der Leistung, die wir im Dienstvertrag klar vereinbart haben.
Was aber in Beziehungen häufig passiert und wovon selbstverständlich auch jene in der Arbeit betroffen sind, ist der Umstand, dass man niemals ausgesprochene Erwartungen an sein Gegenüber hat, deren Erfüllung plötzlich zur Bedingung für das Wohlwollen wird… und davon weiß das Gegenüber nicht mal irgend etwas, weil die Bedingung meistens niemals ausgesprochen wurde und keine Vereinbarung dazu existiert!
Erwartungen sollten auf jeden Fall immer klar ausgesprochen und in klare Vereinbarungen gegossen werden.
Erst dann kann man wieder mit neugieriger Erwartungslosigkeit und Bedingungslosigkeit auf all das schauen, was diesen Menschen sonst noch ausmacht; seine/ihre Talente entdecken und ihre/seine Wirkkraft entfesseln!

Der zweite Aspekt, die Absichtslosigkeit geht noch einen Schritt weiter und stellt nicht nur keine Bedingung auf, sondern verzichtet sogar auf jede Absicht. Ich begegne dir also völlig blank und stelle meine Sensoren auf Empfang.
So ähnlich führen wir unsere Teammeetings durch: Wir laden zum Meeting, welches metaphorisch gesprochen eine Art leerer Raum ist, den wir ganz bewusst nicht mit Inhalt (Absicht) füllen. Dort ist man sicher und hat Gelegenheit, sich auszudrücken. Auf diese Weise verlaufen unsere Meetings bedeutungsvoll und hochproduktiv. Soziale Themen sind meist im Moment des Ausdrucks schon gelöst, prozessuale Themen sind schnell auf den Punkt gebracht und gleich danach kann man auch schon die wertvollen Ideen ernten – ganz mühelos und selbstverständlich.

Zu all dem braucht es die Wahrhaftigkeit aller Beteiligten. Echt sein, ehrlich und aufrichtig sein. Keine Spielchen, sich öffnen und auch mal seine verletzbare Seite zeigen. All das ist schnell gesagt, fällt aber nicht jeder/jedem leicht. Doch es gibt eine tiefe Sehnsucht nach Ehrlichkeit in unseren Teams, denn das ist der Wert, auf den sich die meisten unserer Mitarbeiterinnen einigen können.
Wir bilden aus den Werten unserer Mitarbeiterinnen eine Wort-Wolke, bei der die am häufigsten genannten Begriffe größer dargestellt werden. Seit Jahren „führt“ der Begriff Ehrlichkeit. Einerseits begreife ich das als Wertespiegel unserer Organisation, andererseits aber auch als Auftrag, dem ich mich gerne stelle und die Organisation dafür öffne.

Natürlich ist die Nächstenliebe auch am Arbeitsplatz sehr angebracht. Denn wenn man sich fragt, wie man die Welt ein Stück besser machen kann, so kann ich dazu nur sagen: wirke bei den Menschen, die dir am nächsten stehen! Wie verrückt wäre es doch, wenn man das Leid der ganzen Welt abschaffen wollen würde und dabei gar nicht erkennt, dass der eigene Nachbar Hilfe brauchen könnte?
Wer den Begriff „Liebe“ im Arbeitskontext nicht mag: ersetze ihn durch Wohlwollen – das ist schon die halbe Miete!
Seinen allernächsten Menschen mit Wohlwollen zu begegnen, zu helfen und an diesem Punkt damit anzufangen, die Welt zu ändern – das ist Nächstenliebe!

Tja, damit sind wir bei der Demut angekommen und können fragen, was denn wohl dieser Aspekt am Arbeitsplatz zu suchen hat? Sich demütig vor dem Chef in den Staub werfen? Nein nein, das ist Unterwürfigkeit … Aus meiner Sicht ist damit gemeint, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt, seine narzisstischen Züge hinterfragt und sich selbst in den Dienst von etwas Größerem stellt. In unserem Fall sehen wir uns als eine Art „Diener der Freude“; wir tun alles dafür, dass unsere Kundinnen (und Mitarbeiterinnen) eine gute Zeit bei uns haben und sich auch lange nach dem Fotoshooting noch über die Bilder freuen können. Damit haben wir auch den nächsten Aspekt der Liebe (=Freude) an Bord, dem wir mit Hingabe dienen, denn erst wenn man sich etwas Größerem zur Verfügung stellt, kann sich das Ego in den Urlaub verabschieden.
Der tiefere Sinn unserer Arbeit ist die Freude. Ihm zu dienen erfordert Demut und Hingabe, gibt Richtung und allen die Gelegenheit, am gleichen Strang zu ziehen.

Zum Schluss steht da noch die Vergebung. Was wäre das Leben ohne sie? Denn wenn es mal nicht so rosarot läuft, wie in diesem Text beschrieben – und das wird natürlich passieren, weil wir alle Menschen sind, die nicht perfekt sind – auch dann sollten wir unser Ego zurückstellen und einfach mal vergeben. Nicht nach der Schuld suchen und den Schuldigen dann öffentlichkeitswirksam prügeln, nein nein.
Vergeben ist einfach und kostet nix. Nur eine Entscheidung ist dafür nötig, und zwar eine Entscheidung für die Liebe – auch am Arbeitsplatz!